Grüntegernbach
Pfarrkirche

Pfarrkirche (um 1960) 1)

Pfarrkirche St. Nikolaus

Geschichte

Die Pfarrkirche in Grüntegernbach stammt aus dem 15. Jahrhundert. Eine detaillierte Beschreibung der Kirche bietet Georg Brenninger in einem Kunstführer über die Kirchen der Pfarrei Grüntegernbach. 2) Auszüge daraus kann man in Wikipedia nachlesen. 8)

In neuerer Zeit besonders erwähnenswert ist die Umgestaltung im neugotischen Stil in den 1870er Jahren. Details dazu sowie zu späteren Umbauten und Neuerungen findet man im Archiv des Erzbistums München und Freising 4) und daraus möchte ich im Folgenden zitieren.

In einer Beschreibung des Erzbistums München-Freising (1874) wurde die Kirche so beschrieben: 3)

Pfarrkirche

Erbauungs=Jahr unbekannt. Renovirt 1862 und 1868. Ursprüngl. gothischer Bau mit Säulen, später verzopft. Geräumigkeit nicht ganz zureichend. Baupfl.: An der Kirche das Stiftungs=Vermögen, am Cm. die Kirche u. d. Gemeinde. Kuppel=Thurm mit 3 Glocken (von Carl Gottlieb Hanke in Landshut gegossen im J. 1768). Cons. dub. Patr. Hl. Nikolaus B. (Von diesem Heiligen ist eine authentische Reliquie vorhanden.) 5 altar. (1 fix., 4 port.). Ss. B. (Nur in d. Pf.=K.) Cm. ohne Cap. Orgel (10 Reg.). Gottesd. regelmäßig an allen Sonn= u. Festtagen vom Pfarrer. Der Coadjutor hält gewöhnl. an diesen Tagen die Frühmesse mit Frühlehre.

Im September 1875 stellte der damalige Pfarrer Christian Harl an den zuständigen Erzbischof einen Antrag auf "Vergrößerung und Restaurirung der Pfarrkirche". In diesem Antrag wurde erwähnt, dass die Kirche von "Pfarrer Max Graf v. Mohrenberg im Jahre 1758 im Renaissancestil restaurirt" worden war. 4) Pfarrer Harl beschrieb ausführlich die bestehenden Bauschäden, die teilweise wohl auf die bei der früheren Restaurierung angebauten Seitenschiffe zurückzuführen waren, und kam zu dem Schluss: "Bei solchem Stande der Sache erscheint eine durchgreifende, allgemeine Restauration der Kirche geboten, da mit bloßem Flickwerk nichts ausgerichtet ist, die jährlich wiederkehrenden Flickereien demnach nicht unbedeutende Kosten verursachen, & hiebei nichts Einheitliches, Harmonisches geschaffen werden kann."

Um die Notwendigkeit einer Vergrößerung der Kirche zu zeigen, verwies Pfarrer Harl darauf, dass die 300 vorhandenen Kirchenstühle für die 976 Seelen der Gemeine bei weitem nicht ausreichten. "Besonders zu bedauern ist der Umstand, daß der Schul=Jugend nicht der erforderliche Raum übrig bleibt, um dem Gottesdienste in geziemender Ruhe und ohne Störung anwohnen zu können."

Weil die Kirche damals nur ein Portal nach der Wetterseite hin hatte, das wegen seiner ungünstigen Lage häufig zu Luftzug führte, beantragte Pfarrer Harl dessen Schließung und die gleichzeitige Eröffnung eines Süd- bzw. Nordportals.

Dem Antrag wurde stattgegeben, und in den folgenden Jahren wurde die Pfarrkirche entsprechend renoviert und vergrößert und am 30. August 1879 von Erzbischof Antonius eingeweiht. Das Foto mit einer Erinnerung an diese Einweihung ist die älteste bekannte Aufnahme des Ortes Grüntegernbach.

In den Jahren 1889 und 1890 wurden jeweils eine neue Turmuhr und ein neues Geläut angeschafft. Die vier Glocken stammten von der Erdinger Glockengießerei Joseph Bachmair. 4)

Im Juni 1896 wurde erneut ein Antrag gestellt auf Erneuerung des Turmdaches:
"Die Thurmkuppel der Pfarrk. Grüntegernbach ist in Bezug auf Dachung u. Dachstuhl sehr schadhaft, sodaß eine Reparatur nicht mehr vorgenommen werden kann. So sagt der Distr. Baumeister Liepold von Erding, welcher einen Kostenvoranschlag für eine Erneuerung der Thurmdachung, nicht mehr in Zwiebelform, sondern um dem gotischen Stil der Kirche mehr zu entsprechen, in Form einer achtseitigen steilen Pyramide mit vier steilen Giebeldreiecken." Weiter wurde beantragt, den Verputz auszubessern bzw. zu erneuern, das Terrain um die Kirche auf Fußbodenhöhe anzuheben und mit Traufpflaster zu versehen, das Kirchenportal auszubessern und eine neue Friedhoftreppe aus Granit zu fertigen. 4)

Ebenfalls beantragt wurde eine Verkleidung der Wetterseite des Kirchturms mit verzinktem Rippenblech, um die geringe Haltbarkeit eines Verputzes auszugleichen. Dagegen legten allerdings die Regierung von Oberbayern sowie der Bezirkstechniker Liepold von Erding "aus ästhetischen Gründen" Widerspruch ein.

Das Turmdach wurde also dem Antrag entsprechend als achtseitige Pyramide ausgeführt. In Erinnerung an diese Umgestaltung trug die Kirchturmspitze noch lange Zeit die Jahreszahl 1896.

Im September 1935 entging die Pfarrkirche nur knapp einer Katastrophe. Im Dachboden der Kirche hatte eine Glühbirne das dort als Nässeschutz liegende Sägemehl entzündet und einen Schwelbrand verursacht. Zwei Mädels der Jungfrauenkongregation Grüntegernbach hatten den Brand noch rechtzeitig entdeckt, der von Nachbarn mit Feuerlöschern erfolgreich bekämpft werden konnte. 4)

Im Oktober 1940 wurde die Friedhofsmauer erneuert und gleichzeitig eine Treppe gebaut, die vom Chronisten den Namen "Bäckerwirtsstiege" bekam. 6) Die Treppe vor dem Westportal hinunter zur Hauptstraße war wenige Jahre zuvor entfernt und die Mauer an dieser Stelle geschlossen worden. Auf einem Luftbild von 1935 (auf dieser Seite) ist diese Treppe noch zu erkennen. Ebenfalls in diesem Herbst wurde das Schieferdach der Kirche ausgebessert.

Die folgende Abbildung zeigt das Innere der Pfarrkirche auf einer Postkarte, die der damalige Pfarrer Johann Gaugigl 1940 an einen Bekannten geschrieben hatte, der im Krieg war.

Quellen und Referenzen

Quelle:
1)
Ausschnitt aus einer Postkarte von 1960, siehe diese Seite
2)
Georg Brenninger: Die Kirchen der Pfarrei Grüntegernbach, Verlag Schnell & Steiner, München 1984
4)
Die Restauration der Pfarreikirche Grüntegernbach (1873) (Archiv des Erzbistums München und Freising)
5)
Bild zur Verfügung gestellt von J. Franzl. Vielen Dank!
7)
Fundus der Ausstellung zum 1200jährigen Jubiläum Grüntegernbach
8)
Pfarrkirche St. Nikolaus (in Wikipedia)
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